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Digitalisierung: Mehr als eine Definition

Die Digitalisierung hat viele Gesichter - und womöglich ebenso viele Definitionen. Sie steht für die Umwandlung und Automatisierung von Prozessen und beschreibt gleichzeitig einen Wandel in der Gesellschaft, der schier endlos viele Möglichkeiten bietet. Ausgehend von den unterschiedlichen Definitionen sehen wir uns im Folgenden die Auswirkungen der Digitalisierung auf den privaten und beruflichen Bereich an und werfen einen Blick auf die Sonderstellung von Unternehmen sowie die Herausforderungen und Chancen, welche die digitale Transformation für diese bereit hält.

Sina Fuchs
Geschrieben von
Sina
Linkedin

Inhaltsverzeichnis

  1. Definition: Was ist Digitalisierung?
  2. Auswirkungen: Was bedeutet Digitalisierung für Privatleben und Unternehmen?
  3. Vorteile und Chancen: Wozu Digitalisierung in Unternehmen?
  4. Beispiele: Wie funktioniert Digitalisierung in den einzelnen Branchen?
  5. Digital Workplace: Wie sieht der Arbeitsplatz 4.0 aus?
  6. Herausforderungen: Wie meistern Unternehmen die Digitalisierung?  
  7. Ausblick: Wohin führt die Digitalisierung?  

Beginnen wir mit einer Definition: Digitalisierung bezeichnet die Umwandlung von analogen Prozessen in digitale. Was nach einer simplen Logik klingt, hat in den letzten 30 Jahren zu tiefgreifenden Veränderungen in nahezu allen Lebensbereichen des Menschen geführt. Tätigkeiten, die früher auf analogem Weg ausgeführt wurden, erfolgen nun digital. Viele davon sind so in unseren Alltag integriert, dass sie kaum mehr als Teil des Digitalisierungsprozesses wahrgenommen werden. Die Korrespondenz über E-Mail im Gegensatz zur Briefpost ist nur ein Beispiel dafür, wie weit die Digitalisierung schon Einzug in unser Leben gefunden hat - dieses also nicht nur beeinflusst, sondern auch definiert. Einfach ausgedrückt, leben wir genau in diesem Moment, in dem wir Informationen im Internet lesen, statt sie aus Büchern zu ziehen, die Definition von Digitalisierung, nach der wir gleichzeitig suchen.

Einerseits findet Digitalisierung also auf technischer Ebene statt. Hierauf bezieht sich die eingangs erwähnte, gängigste Definition. Andererseits umfasst der Begriff aber auch die Aspekte der Vernetzung, der Automatisierung und vor allem auch der sogenannten digitalen Transformation in Unternehmen. Und schließlich beschreibt die Digitalisierung auch einen mentalen Wandel, der Grundlage für ein neues Mindset und viele Möglichkeiten bietet. Dieser Artikel klärt ausgehend von den unterschiedlichen Definitionen des Begriffs „Digitalisierung“ über die Auswirkungen dieser auf den privaten und beruflichen Bereich auf und geht im Anschluss auf die Sonderstellung von Unternehmen sowie deren Herausforderungen und Chancen ein.  

1. Definition: Was ist Digitalisierung?

Digitalisierung, so viel wissen wir, ist mehr als die Recherche im Netz oder das Versenden von Mails. Viele Aspekte des digitalen Wandels verlaufen im Hintergrund und beeinflussen das Leben in der Gesellschaft nur am Rande. Zugleich gibt es nicht die eine Definition. Vielmehr bezeichnet Digitalisierung abhängig vom jeweiligen Kontext unterschiedliche Prozesse. Im Folgenden haben wir die wichtigsten Definitionsansätze zusammengefasst:

Digitalisierung = Die Umwandlung analoger Prozesse in digitale

Dieser Definitionsversuch steht auch historisch gesehen am Anfang der Digitalisierungszeitleiste. Ursprünglich begonnen hat das digitale Zeitalter mit der Umwandlung von Bild-, Video- und Tonmaterial in digitale Formate. Kern dieses Definitionsansatzes ist also der Umwandlungsprozess auf technischer Ebene. Heute wird die dieser Schritt der Datenumwandlung größtenteils übersprungen, da Informationen ohnehin nur noch auf digitalem Weg produziert, verarbeitet und gespeichert werden.

  • Beispiel: Fotos wurden früher mit einer Filmkamera aufgenommen, auf Fotopapier entwickelt und in das Album geklebt. Heute entstehen Bilder meist über das Smartphone und werden dort in digitaler Form gespeichert.

Digitalisierung = Die Automatisierung manueller Prozesse

Ein weiteres Kernmerkmal der Digitalisierung ist die schrittweise Umwandlung manueller Arbeitsabläufe in automatisierte Prozesse. Das bedeutet, dass Aufgaben, die bislang von Menschenhand ausgeführt wurden, nun von intelligenter Software erledigt werden kann. Insbesondere Unternehmen profitieren schon seit Längerem davon, einfache Routineaufgaben und strukturierte Prozesse mithilfe passender IT-Systeme auszuführen. Doch auch im privaten Bereich machen wir uns diesen Aspekt der Digitalisierung täglich zunutze.

  • Beispiel: Wer eine Banküberweisung vornehmen wollte, musste früher das Überweisungsformular auf Papierbasis händisch ausfüllen und bei der entsprechenden Bank abgeben wo es von den dortigen Mitarbeiter*innen manuell erfasst wurde. Heute werden Zahlungsaufträge größtenteils über das Online-Banking erteilt und automatisiert ausgeführt.      

Digitalisierung = Vernetzung

Ein großes Thema der letzten Jahre ist die Vernetzung digitaler Daten. Dieser Aspekt betrifft einerseits die Industrie, wo er die Vernetzung von Maschinen, Produkten und Logistik meint. Andererseits leben wir auch im Privaten immer vernetzter. Im sogenannten Smart Home sind technische Devices wie Smartphone, Fernseher, Tablet, Computer, Lautsprecher, Kühlschrank und Glühbirnen über das Internet miteinander verbunden.

  • Beispiel: Alltägliche Vorgänge werden nicht mehr manuell und in Abfolge erledigt, sondern erfolgen über eine App auf dem Smartphone oder einen Sprachassistenten wie Alexa oder Siri, wo sie miteinander über das Internet vernetzt sind. Rollos werden morgens um 7 Uhr hochgefahren, die Heizung springt an und die Radiosendung tönt aus den Lautsprechern, welche mithilfe des Sprachbefehls „leiser“ reguliert werden können.

Digitalisierung = Digitale Transformation

Die digitale Transformation, oft auch digitaler Wandel oder digitale Revolution genannt, ist ursprünglich weniger ein Synonym der Digitalisierung als vielmehr die Gesamtheit der gesellschaftlichen Auswirkungen dieser. Ist heute von Digitalisierung die Rede, wird damit häufig die digitale Transformation als Ganzes verstanden – also gesellschaftliche Veränderungsprozesse, die als Resultat aus der Digitalisierung auf wirtschaftlicher, kultureller und politischer Ebene entstehen. Im Zusammenhang mit Unternehmen steht die digitale Transformation als Buzzword für eine tiefgreifende Veränderung unternehmensinterner Prozesse und Geschäftsmodellen.    

  • Beispiel: Tageszeitungen haben durch den rasanten Anstieg des Online-Journalismus signifikant an Umsätzen eingebüßt. Um dem Bedürfnis der Leserschaft nach digitalen Inhalten gerecht zu werden, haben die meisten Zeitungen ihr Geschäftsmodell inzwischen mithilfe von Online-Abonnements digitalisiert.

2. Auswirkungen: Was bedeutet die Digitalisierung für die Gesellschaft?

Auswirkungen im privaten Bereich:

Die einen feiern den digitalen Fortschritt, während ihn die anderen fürchten. Fakt ist, dass es keinen Bereich des menschlichen Lebens gibt, in den die Digitalisierung noch nicht vorgedrungen ist. Die Auswirkungen sind daher vielfältig und betreffen alle Aspekte unseres Alltags. Allgemein hat die Digitalisierung zu einer Vereinfachung von Prozessen geführt, welche die meisten Menschen im täglichen Leben vielseitig entlasten. Für Schüler und Studierende von heute ist der Wissenserwerb über das Internet inzwischen selbstverständlich und die Recherche in Bibliotheken von einst undenkbar.

Gleichzeitig schwingt in diesem Zusammenhang oft auch die Angst mit, die Digitalisierung würde den Menschen schrittweise ersetzen und dadurch Arbeitsplätze gefährden. Mit Blick auf Selbstbedienungskassen in Supermärkten ist dieser Einwand durchaus berechtigt. Im besten Fall aber ergänzen digitale Prozesse die menschliche Arbeit, wie es bereits bei der Fertigung in der Automobilbranche der Fall ist. Gleichzeitig eröffnet die Digitalisierung branchenübergreifend innovative Aufgabenfelder und schafft damit neue Arbeitsplätze, die es so vorher nicht gab. Dass wir irgendwann nur noch von Robotern bedient werden, ist also eher Teil der Dystopie und in naher Zukunft nicht zu erwarten.

Besonders spürbar sind die Auswirkungen der Digitalisierung auf das soziale Leben, insbesondere den Bereich der Kommunikation. Das Smartphone hat dazu geführt, dass sich unsere Art, zu kommunizieren, grundlegen gewandelt hat. Neuigkeiten werden kaum noch im persönlichen Zaungespräch geteilt, die Postkarte aus dem Urlaub ist ein Relikt alter Zeiten. Stattdessen werden über Messaging-Apps Nachrichten, Bilder und Videos geteilt – zu jeder Zeit und von jedem Ort.

Auswirkungen auf Unternehmen und Arbeitswelt:

Die Auswirkungen der Digitalisierung sind in Unternehmen jeder Größe deutlich spürbar und betreffen hier nahezu alle Bereiche. Mit dem rasant fortschreitenden gesamtgesellschaftlichen digitalen Wandel müssen Unternehmen alle Prozesse neu denken, um langfristig mit den veränderten Anforderungen ihrer jeweiligen Branche Schritt zu halten. Veränderte Wertschöpfungsstrukturen und Märkte fordern Unternehmen zum schnellen Handeln auf. Dabei müssen sowohl interne Prozesse digitalisiert als auch neue Touchpoints mit Kunden gefunden und Produkte und Dienstleistungen den veränderten Erwartungshaltungen entsprechend angepasst werden.

Ebenso wie das Management, das Digitalisierungsprozesse intern anstoßen und implementieren muss, stehen auch Mitarbeiter der Arbeitswelt 4.0 vor neuen Herausforderungen und Möglichkeiten. Noch vor zehn Jahren hätte die Corona-Krise einen wirtschaftlichen Totalausfall bedeutet. Heute konnten die meisten Tätigkeiten, die standortunabhängiges Arbeiten erlauben, auch während des Lockdowns aus dem Homeoffice fortgeführt werden. Grundlage dafür waren Strukturen, für die bereits vor der Krise die Weichen gelegt wurden: Firmenlaptops, Collaboration Tools für die digitale Kommunikation, Cloud Software zur Datenspeicherung.

Mit Abstand am deutlichsten spürbar sind die Auswirkungen der Digitalisierung in der Industrie - oder wie diese heute bezeichnet wird - der Industrie 4.0. Kernelement dieser vierten industriellen Revolution ist die intelligente Vernetzung aller Schritte im Fertigungsprozess. Menschen, Maschinen, Logistik und Produkte stehen über große Datenplattformen in einem permanenten Informationsaustausch. Vom Rohstoff bis zum Endprodukt ist damit jeder Bestandteil der Wertschöpfungskette digital vernetzt. Ein Quantensprung für die effiziente und individuelle Fertigung.

3. Vorteile und Chancen: Die Digitalisierung in Unternehmen

Die Veränderungen aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung sind in allen Bereichen des gesellschaftlichen Alltags spürbar und haben Auswirkungen auf soziale, kulturelle und politische Aspekte unseres Lebens. Zugleich sind Unternehmen von der Digitalisierung besonders betroffen. Hier müssen Prozesse und Abläufe aller Ebenen eine tiefgreifende digitale Transformation unterlaufen. Start-ups ebenso wie kleinere und mittlere Unternehmen stehen vor vielfältigen Herausforderungen, wenn sie die Chancen der digitalen Zukunft nutzen wollen. Denn die Vorteile sind enorm: Die Digitalisierung stellt Unternehmen auf ein zukunftssicheres Fundament, das künftig ausschlaggebend für die Wettbewerbsfähigkeit sein wird. Wollen Unternehmen also auch in 5, 10 oder 15 Jahren mit der Konkurrenz Schritt halten, müssen jetzt die Weichen für das digitale Zeitalter gestellt werden.  

Vorteile: Was am Ende auf Unternehmen wartet

Digitalisierung ermöglicht Konkurrenzfähigkeit. Der Satz mag nach einer Floskel klingen, das ändert jedoch nichts an seinem Wahrheitsgehalt. Es reicht schon lange nicht mehr aus, das beste Produkt auf dem Markt zu haben. Für die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens mindestens ebenso entscheidend ist eine effiziente Gestaltung von Geschäfts-, Arbeits- und Produktionsprozesse. Sich diese mithilfe digitaler Technologien und Kompetenzen nutzbar zu machen, darin besteht die große Chance der digitalen Transformation in Unternehmen. Wer das Rennen um die größten Wettbewerbsvorteile am Ende für sich entscheidet, hängt also maßgeblich davon ab, ob auch interne Prozesse digital abgebildet werden.

Doch warum genau ist die Prozessdigitalisierung so wichtig? Kurz gesagt: Sie spart Zeit. Unternehmensprozesse, die mithilfe der passenden technologischen Infrastruktur automatisiert und ohne menschliches Zutun erfolgen, sind schneller und weniger fehleranfällig. Dies trifft besonders auf Bereiche mit hohem Automatisierungspotential zu, wo große Datenmengen verarbeitet, gespeichert oder versandt werden müssen. Kaum jemand würde sich wohl die Zeit zurückwünschen, in der Supermarktangestellte jeden Preis per Hand in die Kasse tippten.

Doch nicht nur das. Die Digitalisierung bringt einen weiteren, für die Arbeitswelt 4.0 enorm wichtigen Faktor mit sich: Flexibilität. Die Arbeitswelt der Postmoderne ist geprägt von zeit- und ortsunabhängigen Strukturen, die aufgrund der Globalisierung über Kontinente hinweg vernetzt sind. Möchten Unternehmen mit den veränderten Anforderungen der New Work Schritt halten, muss die digitale Infrastruktur geschaffen werden. Schon vor Corona wurden die Rufe nach mobilen Arbeitslösungen für Mitarbeiter*innen immer lauter. Die Krise hat nun gezeigt, dass Flexibilität kein Luxusgut ist, sondern vielmehr unabdingbar, wenn Unternehmen ihr Überleben sichern wollen.

Digitale Strukturen ersparen nicht nur Zeit, sie sparen auch Geld. Denn dort, wo Daten und Informationen automatisiert verarbeitet werden und eigenständig smarten Logiken folgen, entfallen zeitintensive Abspracheprozesse und manuelle Tätigkeiten.

Individualanfertigungen waren bislang mit hohem Zeitaufwand verbunden. Die Fabrik der Industrie 4.0 ermöglicht es, stärker auf Kundenwünsche einzugehen und stellt die Wirtschaftlichkeit der Produktion auch bei Maßanfertigungen kleiner Stückzahlen sicher. In Branchen mit großem Aufkommen an Spezialanforderungen bleibt die Produktion damit auch unter erhöhtem Konkurrenzdruck wirtschaftlich.

Märkte ändern sich. Und mit der Digitalisierung auch die Chancen, in den sich wandelnden Märkten zu bestehen. Für Unternehmen eröffnen sich aufgrund der Digitalisierung neue Marktchancen, die es erlauben, etwa mit Service- und Dienstleistungen neue Zielgruppen zu erschließen. Gleichzeitig ermöglicht der digitale Wandel komplett neue Geschäftsmodelle. Dies kommt besonders Unternehmen mit einem analogen Geschäftsmodell langfristig zugute.

Zuletzt profitieren besonders herstellende- und verarbeitende Betriebe von der Nutzung Künstlicher Intelligenzen (KI), da standardisierte Prozesse weniger fehleranfällig sind, was langfristig die Produktqualität erhöht.  

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4. Beispiele: Wie sieht das digitale Unternehmen in den einzelnen Branchen aus?

Eine branchenübergreifende Digitalisierung gibt es nicht. Der digitale Wandel nimmt in den verschiedenen Wirtschaftsbereichen unterschiedlich an Fahrt auf und verläuft weitestgehend heterogen. Während die öffentlichen Verwaltungen beispielsweise lange dem digitalen Fortschritt hinterher hinkten, hat die Industrie als eine der ersten Branchen den Zahn der Zeit erkannt. Zwar betrifft die Digitalisierung nahtlos alle Sektoren, dennoch unterscheiden sich die Herangehensweisen branchenspezifisch teilweise stark.

Dass es nicht nur in Unternehmen, sondern auch landesweit an einem digitalen Fahrplan fehlt, zeigt der Bereich der öffentlichen Verwaltung. Zwar besagt das Online Zugangsgesetz, dass bis 2022 die Infrastruktur für die digitale Übermittlung von Anträgen und Belegen an Kommunen, Länder und Bund möglich werden soll. Noch ist das persönliche Erscheinen oder eine händische Unterschrift für zahlreiche Erklärungen gegenüber Verwaltungseinrichtungen Pflicht. Als Teil des Digitalisierungsfahrplans der Bundesregierung soll diese formale Hürde künftig, wo es möglich ist, durch Erklärungen per E-Mail ersetzt werden. Auch Formulare sollen Bürgerinnen und Bürgern in Zukunft in elektronischer Form zur Verfügung stehen und der Datenaustausch somit digital erfolgen.

In der Automobilbranche hat der digitale Wandel zu einer Reihe neuer Nutzungsszenarien geführt. Selbstfahrende Autos etwa sind ein Paradebeispiel für einen Schlüsselfaktor des digitalen Fortschritts: Der Automatisierung bislang von Menschenhand erbrachter Handlungen auf Grundlage eines intelligent vernetzten Systems aus Kameras, Sensoren und Scannern, das die erlangten Daten in Sekundenschnelle auswertet. Auch das in Großstädten beliebte Carsharing bedient sich digitaler Methoden und ermöglicht Nutzern das geliehene Fahrzeug ganz ohne Schlüssel und Fahrzeugpapiere zu jeder Tageszeit zu starten.

Auch im Finanzsektor hat die digitale Transformation zu weitreichenden strukturellen Veränderungen geführt. Einerseits hat das Online-Banking das traditionelle Bankenwesen revolutioniert. Bankgeschäfte können damit zeit- und ortsunabhängig über jedes internetfähige Device ausgeführt werden. Zugleich vereinfachen Bezahldienste wie Apple Pay die kontakt- und bargeldlose Zahlung per Smartphone, während Kryptowährungen wie Bitcoin, die auf Basis einer Blockchain funktionieren (also einer Kette an Datenblöcken, die mit der digitalen Transaktion weiter wächst), boomen. Zentralbanken weltweit könnten diesem Modell bald folgen. Als erstes Land der Erde will China bis zum Jahr 2022 eine Digitalwährung einführen.

Die Corona-Krise hat Digitalisierungsvorhaben in nahezu allen Branchen direkt oder indirekt angetrieben. Große strukturelle Veränderungen fanden auch im Gesundheitswesen statt, etwa mit der Einführung digitaler Sprechstunden per Video-Telefonie. Insgesamt bietet die Digitalisierung hier besonders viele Vorteile, um auch langfristig die medizinische Versorgung einer alternden Gesellschaft zu sichern. Die elektronische Patientenakte, das digitale Rezept oder die Videosprechstunde sind nicht mehr ferne Zukunftsmusik, sondern werden sehr bald fester Bestandteil unseres Alltags sein.

Einen Quantensprung hat auch das Bildungswesen im Jahr 2020 vollzogen – jedenfalls gemessen am digitalen Reifegrad des Sektors zu Vor-Corona-Zeiten. Unterrichtsmaterialien für das Homeschooling werden plötzlich in digitaler Form per E-Mail an die Eltern verteilt. Gleichzeitig richten Bildungsträger E-Learning-Optionen für das Fernstudium ein. Die Corona-Krise legt aber auch die Versäumnisse der Branche schonungslos offen: Deutschlands Bildungssystem braucht dringend eine digitale Infrastruktur, um so die digitale Teilhabe aller zu ermöglichen und Schüler*innen, Student*innen und Auszubildende in den digitalen Wandel zu begleiten.

Und der Digitalisierungsgewinner des Jahres 2020 ist: der Online-Handel. Während stationäre Einzelhändler ihre Türen schließen mussten, boomte das Geschäft über das Internet. Um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben, muss auch der lokale Handel Wege finden, sich die Digitalisierung zunutze zu machen. Die Möglichkeiten sind durchaus gegeben: Digitale Schnittstellen zu Kund*innen schaffen, analoge Geschäftsmodelle in digitale verwandeln, Geschäftsprozesse auf allen Ebenen digitalisieren.

Für die Industrie bedeutet die Digitalisierung mehr als eine Optimierung von Arbeitsprozessen. Stattdessen bringt der digitale Wandel eine ganzheitliche Transformation von Produktionsabläufen mit sich und verändert die Fabrik von heute auf allen Ebenen. Am Ende dieser vierten industriellen Revolution wartet die Smart Factory, also die Fabrik der (gar nicht mehr so fernen) Zukunft. Die Digitalisierung schafft also die technischen und strukturellen Grundlagen, um Produktionsabläufe konsequent digital abzubilden. Kernelement der Industrie 4.0 ist die Vernetzung von Systemen, welche jedes Mitglied der Wertschöpfungskette miteinander verbindet. Vom Lieferstatus fehlender Produktionsteile über Kontaktinformationen der Kund*innen, stehen alle Daten und Informationen in ständigem Austausch und ermöglichen dadurch auch ganz ohne menschliche Anweisungen auf veränderte Anforderungen zu reagieren. Gleichzeitig spielt die Selbststeuerung von Fertigungsanlagen in der intelligenten Fabrik eine tragende Rolle. Roboter und Maschinen reagieren nun nicht mehr nur auf von Menschen definierte Anforderungen, sondern treffen eigenständig intelligente Entscheidungen entlang des gesamten Fertigungsprozesses. Die Infrastruktur für diese Kommunikation über Grenzen hinweg – also zwischen Menschen, Maschinen und Produkten – bildet das Internet. Doch erst eine weitere technische Grundlage macht den Datenaustausch letztendlich möglich: Die Ausstattung mit Sensoren, welche alle Informationen digital erfassen und weiter tragen.  

5. Digital Workplace: Wie sieht der Arbeitsplatz 4.0 aus?

Wenngleich die Digitalisierung in den verschiedenen Branchen sehr unterschiedliche Formen annehmen kann, so gestaltet sich ein Element branchenübergreifend meist ähnlich: der digitale Arbeitsplatz. Für viele Firmen ist dies der Einstiegspunkt beim Thema Unternehmensdigitalisierung. Doch wie sieht der Arbeitsplatz 4.0 überhaupt aus?

Unternehmen müssen keine Digitalisierungsbeauftragten anstellen, um zu wissen, dass ein Intranet heute unabdingbarer Bestandteil des modernen Arbeitsplatzes ist. Insbesondere Human Resources nutzt sogenannte Publishing Intranets, um unternehmensinterne Informationen zu kommunizieren sowie den Mitarbeitenden Daten und Anträge mobil zur Verfügung zu stellen.

Während die Kommunikation über das Intranet immer einseitig verläuft, also vom Unternehmen zu den Angestellten, müssen in der modernen Arbeitswelt auch Strukturen für die Kommunikation in und unter den Fachbereichen geschaffen werden. Nicht erst seit Corona hat sich hierfür der Einsatz sogenannter Collaboration Tools etabliert. Diese ermöglichen es, standortunabhängig im Team oder mit Kunden zu kommunizieren, Daten zu teilen sowie gemeinsam an Projekten zu arbeiten.

Zuletzt muss ein Arbeitsplatz, der standortunabhängiges Arbeiten ermöglicht, auch immer für das passende Dokumentenmanagement sorgen. Dieses verfügt neben einer zentralen und strukturierten Ablage auch über die Möglichkeit, Dokumente zu verwalten und gemeinsam zu bearbeiten. Basis hierfür bildet neben internen Serverlösungen auch immer öfter eine Cloud. Hier spielen auch besonders Aspekte des Datenschutzes und der Datensicherheit eine Rolle.

6. Herausforderungen: Was Unternehmen ausbremst und wie sie die Digitalisierung meistern

Doch woran liegt es, dass die Digitalisierung zwar die Titel von Manager-Magazinen, Blogs und Tageszeitungen schmückt, in den Unternehmen selbst nach wie vor aber nur fragmentiert Beachtung findet? Eine europaweite Studie unter 2.500 kleinen und mittleren Unternehmen zeigt, dass 54 % der KMUs denken, dass die Einführung digitaler Technologien unerlässlich für den Erhalt ihrer Wettbewerbsfähigkeit ist und gar 76 % nennen Digitalisierung eine Priorität im Unternehmen.

Dennoch stehen besonders KMUs vor zahlreichen Herausforderungen. Deutsche Unternehmen nannten als größte Hürde eine fehlende digitale Infrastruktur, insbesondere ein unzureichend ausgebautes, flächendeckendes High-Speed Internetnetz (27 %), dicht gefolgt von mangelnden IT-Kenntnissen unter den Mitarbeitenden (24 %). Hierbei fehlt es 38 % an Software-Experten, während 33 % der befragten Unternehmen keine Mitarbeiter mit ausreichend strategischen Kenntnissen beschäftigen, um das Projekt Digitalisierung voranzutreiben. Dabei liegt genau hier das Kernproblem. Zu vielen Unternehmen fehlt der strategische Kompass, um den digitalen Wandel auf allen Ebenen auf den Weg zu bringen.    

  • Strategie erarbeiten

Doch ohne digitale Roadmap ist das Projekt Digitalisierung zum Scheitern verurteilt. Digitalisierung kann nur gelingen, wenn sie jeden Bereich miteinbezieht und zentral gesteuert wird. Machen einzelne Abteilungen etwa bei Software-Einführungen einen Alleingang, profitiert davon am Ende niemand. Digitalisierung klappt nur, wenn sie sich unternehmensübergreifend wie ein roter Faden durch alle Instanzen zieht. Viele Unternehmen haben den Bedarf an strategischer Unterstützung erkannt und hierfür die Stelle des CIO bzw. CDO geschaffen (Chief Information Officer bzw. Chief Digitalization Officer).  

  • Innovationskultur etablieren

Ein Aspekt, der maßgeblich über Sieg oder Niederlage eines Digitalisierungsvorhabens entscheidet, ist der Wandlungswille der Mitarbeitenden. Unternehmen müssen jeden Teil der Belegschaft – vom Angestellten zur Führungskraft – in den digitalen Wandel miteinbeziehen und so eine Bereitschaft für Prozessanpassungen schaffen. Eine Software, die am Ende zwar vorhanden ist, vom Personal aber aus Mangel an Kenntnissen oder Willem nicht benutzt wird, hat ihren Zweck schließlich verfehlt. Stichwort: Change Management. Schulungen und Workshops ermöglichen es, die Mitarbeitenden fachlich in die neue Materie einzuführen und sich gedanklich von alten Prozessen zu verabschieden.

  • Technologien der Zukunft  

Der technologische Fortschritt hat die Art und Weise, wie Menschen arbeiten, ebenso revolutioniert wie die Produktion und Bereitstellung von Dienstleistungen und Gütern. Künstliche Intelligenz (KI), Big Data, Cloud-Lösungen oder industrielle 3D-Fertigungsverfahren haben längst Einzug in Unternehmen und Fabriken gehalten. Gleichzeitig nutzen Unternehmen immer öfter Softwarelösungen zur internen Kommunikation und Vereinfachungen von Geschäftsprozessen. Data Mining, also die intelligente Auswertung großer Datenmengen hilft hierbei ebenso wie der Megatrend Hyperautomation, hinter dem eine Automatisierung komplexer Prozesse steckt. Zugleich gewinnen auch kleinere Softwarelösungen für den digitalen Arbeitsplatz in nahezu allen Betrieben an Bedeutung. Collaboration Tools oder Intranet-Lösungen bilden zugleich oftmals den Einstiegspunkt für viele Unternehmen.

  • Digitalisierung ist Chefsache

Auch die beste Strategie und Technik wird am Ende nicht zum gewünschten Erfolg führen, wenn das Management nicht dahinter steht. Mehr noch: Digitalisierung ist immer Aufgabe des Top-Level-Managements. Zwar findet die Umsetzung vom zuständigen Fachpersonal in den IT-Abteilungen statt, das übergreifenden Ziel jedoch kann nicht delegiert werden: das Unternehmen ganzheitlich zu transformieren. Wird also das Potenzial der Digitalisierung auf Management-Ebene früh erkannt, ist das der Schlüssel zum Erfolg.

7. Ausblick: Wohin führt die Digitalisierung?

Die Digitalisierung verändert die Art und Weise, wie Menschen arbeiten, lernen, kommunizieren und letztendlich leben. Ein Ende dieser Entwicklung ist kaum zu erwarten. Möchten wir am digitalen Wandel teilhaben – sei es als Schüler oder Patient, als Angestellter oder CEO – müssen wir den Fortschritt zulassen.  

Diese Erkenntnis hat nicht zuletzt die Corona-Pandemie schmerzhaft verdeutlicht: Schließlich sind Unternehmen mit hoher digitaler Reife besonders glimpflich durch die Krise gekommen. Bereits jetzt werden immer mehr Traditionsunternehmen von einer neuen Generation digitaler Durchstarter abgehängt. Investieren Unternehmen, allen voran das Management, Herzblut, Zeit und Ressourcen in ihr Digitalisierungsprojekt, können sie schon bald die Früchte ihres Commitment ernten. Wohin uns die Digitalisierung am Ende noch führen wird, kann nur ein Blick in die Glaskugel offenbaren. Eines aber ist klar: Die Vorteile und Chancen der Digitalisierung sind gigantisch.

Studie:

European SME Survey 2019

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